Wenn vom Widerstand gegen die NS-Diktatur die Rede ist, dann wird meist an die heroische Tat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg gedacht. Der Mut und die Selbstaufgabe einiger einfacher Bürger*innen aber wird oft übersehen. Wie etwa der Kasseler Krankenschwester Sara Nussbaum (1868–1956). Mit ihrem Mann, einem Kaufmann und Möbelhändler, führte sie die Freiwillige Sanitätskolonne, die sich um die jüdische Gemeinde kümmerte. Kurz nach der Machtübernahme 1933 wurde Sara Nussbaum verhaftet, weil sie angeblich eine Nachbarin beschimpft hatte. Ihr Mann, der sich den SA-Männern in den Weg stellte, wurde dabei so schwer verletzt, dass er ein Jahr später an den Folgen starb.

Seine Frau wurde nach zwei Wochen Polizeigewahrsam wieder freigelassen. 1942 deportierte man sie dennoch nach Theresienstadt, wo sie auf der Krankenstation arbeitete. Im Februar 1945 gelangte sie aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem Schweizer Bundespräsidenten und dem Reichsführer SS Heinrich Himmler mit einem Sammeltransport des Internationalen Roten Kreuzes in die Schweiz.

Nach Kriegsende kehrte sie nach Kassel zurück und lebte in bescheidenen Verhältnissen, da sie keine Wiedergutmachung erhielt. 1956 verstarb sie, kurz nachdem die Stadt Kassel sie zur ersten Ehrenbürgerin ernannt hatte.

Von einem Radioprojekt für Schüler*innen über Synagogenführungen bis zum Multimedia-Erlebnis

In Gedenken an Sara Nussbaum gründete die Kasseler Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Ilana Katz, 2015 ein Zentrum. Highlight ist die Dauerausstellung 700 Jahre Juden in Kassel, die über die jüdische Geschichte der Stadt und der Gemeinde informiert, die im Dritten Reich 2.500 Mitglieder zählte.

Im Sommer 2021 lädt das Zentrum und die jüdische Community zu einem großen Ereignis. „Mazel tov!“ heißt es dann: „Ein Fest für alle!“ Geplant ist ein umfangreiches Programm für Groß und Klein: darunter ein Radioprojekt mit Kasseler Schulen über das „Jüdische Leben heute“, Führungen durch die Kasseler Synagoge, das alevitisch-jüdische Musikprojekt „Selam & Shalom“ und das Multimediaprojekt „Speak Out – Junge Juden erzählen“.