25.11.2021 | 19 bis 20.30 Uhr
Signet der Reihe „Jüdische Lebensentwürfe in Deutschland“ der vhs Tübingen
Copyright: vhs Tübingen
Vortrag | Dialog
„Herrin ihrer selbst“ | Zahnkunst, Wahlrecht und Vegetarismus: Margarete Herz und ihr Freundinnen-Netzwerk
Zwischen Verfolgung und Akzeptanz

Eine Veranstaltung des Projekts:
Jüdische Lebensentwürfe in Deutschland

Vom Marxisten Ernst Bloch über das Textilunternehmen Pausa bis hin zum Dichter Paul Celan – ein Blick auf Tübingens jüdische Geschichte in 21 Veranstaltungen.

Tübingen, Gartenstraße 33: Der Stahlkubus des Bildhauers Gert Rief ist mehr als nur ein Mahnmal für die 1938 zerstörte Synagoge. Mit seinen 101 quadratischen Öffnungen erinnert er an 101 vertriebene und ermordete jüdische Persönlichkeiten Tübingens. Zugleich symbolisiert das Denkmal auch die wechselvolle Geschichte der jüdischen Gemeinde in Tübingen über die Jahrhunderte. 1337 erstmals erwähnt lebten sie „Zwischen Verfolgung und Akzeptanz“, wie Benigna Schönhagens ihren Vortrag betitelt hat. Um 1850 gelang es einem Juden, Leopold Hirsch, das Bürgerrecht zu erstreiten. Kurt Oesterles Vortrag Vergebens gelebt und gearbeitet beschäftigt sich mit dem zu jener Zeit wirkenden schwäbisch-jüdischen Dichter Berthold Auerbach, der allerdings am Antisemitismus seines Freundes Richard Wagner und dessen Pamphlet Das Judentum in der Musik zerbrach.

Eine turbulente Geschichte zwischen Licht und Schatten

Insgesamt 21 Veranstaltungen beleuchten das Leben der jüdischen Gemeinden rund um Tübingen aus unterschiedlichen Perspektiven. Ein Programmpunkt etwa dreht sich um den Dichter Paul Celan, der zwar nie in Deutschland lebte, aber hier seine Verleger traf. Hier gelebt und mächtig über 16 Jahre an der Universität gewirkt aber hat der jüdische Religionsphilosoph und Marxist Ernst Bloch, der mit seinen Schriften großen Einfluss auf die 68er-Generation nahm.

Zudem gibt es einen interessanten Einblick in die Geschichte des Mössinger Textilunternehmens Pausa, das seinerzeit mit seinen Stoffdrucktechniken und vom Bauhaus inspirierten Designentwürfen sehr erfolgreich war und mit Künstlern und Designern wie Willi Baumeister, HAP Grieshaber, Leo Wollner, Walter Matysiak, Verner Panton, Andreas Felger und Anton Stankowski zusammenarbeitete. Den jüdischen Unternehmensgründern, der Familie Löwenstein, gelang nach der Enteignung die Flucht nach England.

Und last but not least wird eine Führung über den jüdischen Friedhof Wankheim angeboten, „verborgen zwischen Wald und Wiesen“, wie Lilly Zapf, die Pionierin der Tübinger Erinnerungskultur, ihn nannte.

Informationen zur Veranstaltung:

„Herrin ihrer selbst“ sein – wie geht das als ledige jüdische Frau im deutschen Kaiserreich? Eigene Wege gehen, sich selbst verwirklichen? In ihrem Vortrag beschreibt Ingeborg Boxhammer das Leben von Margarete Herz (1872-1947), die sich als Zahnbehandlerin selbstständig macht, aus der jüdischen Gemeinde austritt und zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Helene Wolff (1871–1917) für das demokratische Frauenwahlrecht kämpft. Später betreibt sie ein Reformhaus. Doch der erstarkende Antisemitismus und die NS-Diktatur zerstören nicht nur ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit.

Weitere infos hier
Zusatzinfos
Barrierefreier Zugang
digital | überregional
Eintritt frei
Veranstaltungsdaten
Die Veranstaltung findet online statt. Anmeldung über das Stadtmuseum erforderlich.
Infos/Tickets:
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Informationen zum Veranstalter
vhs Tübingen