Köln, 08.11.2020

Aus dem Gestern entscheidende Schlüsse für die Zukunft ziehen

Bundesaußenminister Maas würdigt Erinnerungsorte jüdischen Lebens – Online-Ausstellung WWW.7PLACES.ORG wird am 9. November freigeschaltet

Gemeinsam mit den Vereinten Nationen wird das in Solingen ansässige und vom LVR unterstützte „Zentrum für verfolgte Künste“ am 9. November um 17 Uhr zum Gedenken an die Novemberpogrome von 1938 und eine Erinnerungskultur heute die mehrsprachige Online-Ausstellung WWW.7PLACES.ORG freischalten. Dabei handelt es sich um ein multimediales und interaktives Projekt, das ausschließlich für digitale Formate konzipiert ist. „Erinnern bedeutet, aus dem Gestern die richtigen Schlüsse für Heute und Morgen zu ziehen“, betont Heiko Maas. Der Bundesaußenminister, der die Vernissage mit Melissa Fleming, Generalsekretärin für globale Kommunikation der Vereinten Nationen, eröffnen wird, dankt auch dem Verein ‚321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.‘ für die konsequente Unterstützung dieser Bildungs- und Erinnerungsarbeit: „Wir wissen, wohin Hass und Hetze führen können.“

Im Mittelpunkt der Online-Präsentation stehen sieben (ehemalige) jüdische Gemeinden in Köln, Solingen, Berlin, Halle, Essen, Norderney und an der Sieg, deren Geschichte und Umgang mit dem Gedenken auf einem Zeitstrahl anhand von historischen Fotografien, Dokumenten und Zeitzeugnissen präsentiert werden. Beginnend mit dem Jahr 321, in dem der römische Kaiser Konstantin Juden den Zugang zum Rat der Stadt Köln ermöglichte und das auch Anlass für das anstehende Festjahr #2021JLID ist, so Generalsekretärin Sylvia Löhrmann, umfasse der Zeitbogen auch die Verfolgung und Ermordung der Juden Europas im 20. Jahrhundert – bis hin zur globalen Erinnerungsarbeit der Gegenwart.

„Die Ausstellung bietet einen vertiefenden Einblick in die Geschichte der sieben dargestellten Orte jüdischen Lebens, wie sie entstehen, sich verändern, wie sie beim Novemberpogrom von 1938 zum Teil zerstört und später erneut mit Leben erfüllt werden“, erklärt Jürgen Kaumkötter, Direktor des Museums ‚Zentrums für verfolgte Künste‘. Durch die Vorführung eines vom Museum verantworteten Dokumentarfilms in New York sei der Kontakt mit den Vereinten Nationen entstanden. Tracey Petersen vom „Holocaust and the United Nations Outreach Program“ hatte die Online-Ausstellung angeregt – zum 75. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Nazi-Terror sowie der Gründung der Vereinten Nationen.

MiQua-Direktor Dr. Thomas Otten hat gleich doppelten Anlass, das geplante LVR-Jüdische Museum im Archäologischen Quartier Köln als einen der „Sieben Orte“ zu präsentieren: Mit dem „mittelalterlichen jüdischen Viertel Kölns als authentischem Ort, der künftig museal bespielt wird“, haben sich der LVR und die Stadt Köln vor einer Woche beim Land NRW für das UNESCO-Weltkulturerbe beworben. Vis à vis des Kölner Rathauses wurden bei den Ausgrabungen bereits die historische Mikwe, Grundmauern der über 1000 Jahre alten Synagoge sowie einzelner Wohnhäuser freigelegt, die der jüdischen Gemeinde in der Kölner Altstadt zwischen 1016 und 1424 ein Zuhause boten, bevor sie erneut ausgewiesen wurde.

Umso mehr freut sich Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Mitbegründer des Vereins ‚321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.‘, dass der Bund in dieser Woche eine millionenschwere Förderung für die Renovierung und Modernisierung der Kölner Synagoge in Aussicht gestellt hat. Das „deutliche Zeichen der Solidarität in diesen besonderen Zeiten“ sei „großartig für die Zukunftsorientierung der Synagogen-Gemeinde“. Und das auch über die Online-Ausstellung „Sieben Orte in Deutschland“ hinaus.

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