Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ geht zu Ende: „Das Festjahr hätte das Zeug für eine ganze Dekade!“
Köln, 20.06.2022 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland – für den Verein „321-2021: 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ war das Anlass, auf die wechselvolle Geschichte der Jüdinnen*Juden in Deutschland zu blicken – vor allem aber auf die vielfältige, lebendige Gegenwart. In mehr als 2400 Veranstaltungen hat der Verein gemeinsam mit über 840 Projektpartnern jüdische Feste gefeiert, Einblicke in Gegenwart und Tradition jüdischen Lebens in Deutschland gegeben, Ausstellungen organisiert, zu Konzerten, Lesungen, Theater- und Tanzabenden eingeladen und Begegnungsmöglichkeiten im digitalen Raum geschaffen. Gerechnet hatte der Verein mit 1000 Veranstaltungen, die Resonanz war also überwältigend.
Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden sowie Gründungsmitglied und Vorsitzender der Mitgliederversammlung des Vereins 321 resümiert: „Wir haben gesehen, dass sich viele Menschen erstmals mit jüdischem Leben heute, mit jüdischer Geschichte und jüdischen Perspektiven beschäftigt haben. Das war uns wichtig. Wir hoffen, dass neue Räume des Kennenlernens geschaffen wurden und dass die neuen Vernetzungen bestehen bleiben.“
Gemeinsam mit seinen Partnern ist es dem Verein 321 trotz Corona-Pandemie gelungen, dem Thema „jüdisches Leben in Deutschland“ über eineinhalb Jahre nachhaltig Aufmerksamkeit zu verschaffen: über 20 Artikel täglich sind weltweit in On- und Offline Publikationen erschienen, dazu zahlreiche Radio- und TV-Sendungen, Podcasts, YouTube-Videos, Instagram- und Facebook-Livestreams. Es gab über 40 Sonderseiten im Netz zu „1700 Jahre jüdisches Leben“, auf denen u.a. TV- und Radiosender, Zeitungen, Bundesländer, Städte, Kommunen und die Kirchen ihre Programme bewarben. Dazu gab es rund 30.000 Zugriffe pro Monat auf die Webseite des Festjahres www.2021JLID.de mit dem Veranstaltungskalender und den vereinseigenen Projekten.
„Das Festjahr war ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus. Es hat gezeigt, wie vielfältig jüdisches Leben in Deutschland ist und wie viel Deutschland seinen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern zu verdanken hat“, sagt der frühere NRW-Ministerpräsident und Vorsitzende des Kuratoriums für den Verein 321, Jürgen Rüttgers.
Mehrere hunderttausend Menschen dürften in den vergangenen Monaten dem Festjahr #2021JLID begegnet sein: Beim Versenden eines Briefs mit der Sondermarke des Festjahres „CHAI – Auf das Leben!“, beim Fahren in einer eigens für das Festjahr gestalteten Straßen- oder Schwebebahn mit dem Friedensgruß Shalom, beim Hören eines Songs zum Festjahr im Radio, beim Vorübergehen an einer der bunten Flaggen des Festjahres oder beim Lesen einer Zeitung, beim Fernsehen oder Surfen im Web oder beim Besuch einer der vielen Veranstaltungen des Festjahres.
Breit wahrgenommen wurde etwa die Late-Night-Sendung „Freitagnacht Jews“ im WDR, moderiert von Daniel Donskoy, die es ohne das Festjahr wohl nicht gegeben hätte. In diesem Jahr wurde sie mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
Auch durch seine eigenen Projekte hat der Verein 321 dazu beigetragen, eines seiner zentralen Ziele umzusetzen: jüdisches Leben sichtbar und erlebbar zu machen.
Dazu zählen folgende Projekte:
MENTSH! – Das Begegnungsfestival
Mit dem Festival „MENTSH!“ hat der Verein jüdischer Kultur eine Bühne gegeben. Das reichte von Lesungen und Konzerten deutschlandweit bis zu Online-Formaten wie dem Live- Kochworkshops u. a. mit Star-Koch Tom Franz. Weitere Informationen: https://mentshen.de/
Sukkot XXL
Mit Sukkot XXL wurde vom 20. bis 27. September 2021 erstmals in Deutschland das jüdische Laubhüttenfest – Sukkot – in einer breiten Öffentlichkeit gefeiert. Dazu haben Menschen in 13 Bundesländern über 40 Laubhütten im öffentlichen Raum aufgestellt. Um anderen das Fest näherzubringen, hat Rabbiner Julian-Chaim Soussan in einem Video-Tutorial erklärt, wie man eine Sukka baut; das jüdische Puppentheater Bubales hat für Kinder und Familien ein humorvolles Erklär-Video entwickelt und an Besucher*innen vor Ort wurden rund 9.000 Exemplare des Mal- und Mitmachbuchs „Komm wir feiern Sukkot“ verteilt. Den Wettbewerb „Die coolste Sukka“ gewann das Wald-Gymnasium Berlin mit einer komplett ökologischen Sukka. Weitere Informationen: http://sukkotxxl.de/
Buch „Wir sind da!“
Zum Festjahr hat der Verein 321 ein – von vielen Kritiker*innen gelobtes Buch – herausgebracht. In „Wir sind da!“ beschreibt Uwe von Seltmann die Vielfalt des jüdischen Lebens heute und blickt auf die reichhaltige Geschichte des deutschen Judentums: von den Anfängen im Mittelalter über den langen Kampf um Gleichberechtigung und den schwierigen Neuanfang nach der Schoah. Die Erstauflage des Buches lag bei: 3200 Exemplaren. Die zweite Auflage bei: 2000.
Podcast #2021JLID
Im Podcast zum Festjahr sprechen die Journalist*innen Shelly Kupferberg, Mirna Funk und Miron Tenenberg mit jeweils einem Gast intensiv über Lebenswege, Berufe und Forschungsgebiete. Immer im Fokus: jüdische Identität in Deutschland.
Seit Sendebeginn im Januar 2021 wurden 71 Folgen veröffentlicht. Die 72. und letzte Folge wird im Juli 2022 gesendet. Die Gesamtzahl der Downloads und Streams liegt bei über 100.000 (Stand: 20.6.2022). Die Gesamtzahl der Abonnent*innen liegt bei über 35.000 (Stand: 20.6.2022). Der Podcast wird in Deutschland, der Schweiz, Österreich, den USA, Israel, den Niederlanden, Brasilien, Italien, Frankreich und Belgien gehört (Stand: 20. Juni 2022) und hat in der Bewertung auf Spotify von 5 möglichen Sternen 4,9 Sterne. Weitere Informationen: https://2021jlid.de/podcast/
Digitale Impulse
In der zwölfteiligen Video-Reihe „Digitale Impulse“ stellten die Lehrkräfte Julia Hendrich und Felix Bjerke Bildungsakteure und deren Zugänge zum Thema jüdisches Leben vor. Interessierte können sich Inspiration für die pädagogische Praxis holen – jenseits von Klischees. Weitere Informationen: https://2021jlid.de/bildung/
Jewersity
In seiner Online-Ausstellung „Jewersity“ – Jewish Diversity – erzählt Jan Feldman in kurzen Clips vom Jüdischsein in Deutschland. Im kompakten Format einer Instagram-Story gibt der Künstler jüdischem Leben der Gegenwart in dieser Schau viele Gesichter. Weitere Informationen: https://2021jlid.de/jewersity/
Bubales Puppentheater
Was ist eigentlich Chanukka? Oder Simchat Tora? Kinderleicht erklären das die Künstler*innen des Puppentheaters Bubales. Wir haben mit der ältesten jüdischen Figurentheaterbühne in Deutschland eine Video-Reihe produziert, die durch alle jüdischen Feiertage führt. Die Videos werden im Schulunterricht eingesetzt und sind vor allem bei Facebook sehr erfolgreich – nicht nur bei jungen Zuschauer*innen. Zudem wurde die künstlerische Leiterin des Puppentheaters Bubales Shlomit Tripp im Januar 2022 für ihre Arbeit mit dem Obermayer Award 2022 ausgezeichnet. Weitere Informationen: https://2021jlid.de/bubales-puppentheater/
Songs
Kaum etwas ist so eingängig wie ein guter Song. Der Verein 321 hat die Musiker Shantel, Ben Salomo und ODBLU beauftragt, Lieder zum Festjahr zu schreiben. Entstanden sind Songs, die mal Klezmer mit Balkanrhythmen verbinden, mal gerappt werden oder die Mittel aktueller Popmusik nutzen. Alle Lieder verbindet eins: Texte mit engagierter Botschaft. Weitere Informationen: https://2021jlid.de/songs-und-musikvideos/
Der Vorstandsvorsitzende des Vereins 321 Matthias Schreiber sagt: „Mehr als ein Jahr auf jüdischen Spuren unterwegs zu sein mit großartiger Kultur und der Auseinandersetzung über die Höhen, Tiefen und den Graben unserer Geschichte – so etwas war lange unvorstellbar. Das Festjahr hätte das Zeug für eine ganze Dekade!”
Hochauflösendes Bildmaterial zu den Highlights des Festjahres können Sie hier downloaden: Bilder
Umfangreiche Informationen und hochauflösendes Bildmaterial unserer Projektpartner zum Download finden Sie auf unserem Presseportal: https://presse.2021jlid.de/
Die große Abschlussfeier des Festjahres findet am 23. Juni, ab 19 Uhr, in Berlin statt. Wenn Sie über die Finissage berichten möchten, melden Sie sich bitte unter presse@2021JLID.de an.