Festjahr #2021JLID wird bis zum 31. Juli 2022 verlängert
Die Bundesregierung ist dem Wunsch des Vereins gefolgt und hat beschlossen, dass das Festjahr #2021JLID unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten bis zum 31. Juli 2022 verlängert wird. Für die Projektpartner*innen, deren Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie nicht in der geplanten Form hatten stattfinden können (z.B. mit Publikum oder mit Gästen aus dem Ausland), heißt das, dass diese nun doch durchgeführt werden können. Damit können alle rund 1.500 geplanten Projekte stattfinden.
Abraham Lehrer, Vorsitzender der Mitgliederversammlung des Vereins und stellvertretender Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, erklärt hierzu: „Wir sind dankbar und freuen uns sehr über diese Nachricht. Sie ist ein wichtiges Signal für die Zivilgesellschaft und die jüdischen Organisationen, die mit viel Herzblut die unterschiedlichsten Projekte geplant haben und mit uns gemeinsam an dem Ziel arbeiten, jüdisches Leben
in Deutschland sichtbar und erlebbar zu machen.“
Freuen kann sich das Publikum beispielsweise auf folgende Veranstaltungen, die von diesem Beschluss profitieren: Die Musik-Hochschule Weimar und der UNESCO Chair on Transcultural Studies wird nun unverzüglich mit den Proben zum „Glikl-Oratorium“ beginnen, mit dem im Frühjahr 2022 das beeindruckende Leben der Hamburger Kauffrau Glikl von Hameln (1646-1724) auf die Bühne gebracht werden soll. Für eine Fachtagung im Rahmen das Forschungsprojektes „Zurück nach Aschkenas“ kann das Berliner Tikvah-Institut nun Wissenschaftler*innen aus Frankreich, Russland, Israel und den USA einladen. Und die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum kann ihr interaktives Ausstellungsprojekt „Berliner*innen erzählen über jüdisches Leben“ in der ersten Jahres-
hälfte 2022 hoffentlich mit vielen persönlichen Begegnungen realisieren.
Der Verein 321 zieht eine positive Bilanz der ersten sechs Monate: „Obwohl das Festjahr im Januar unter Pandemiebedingungen gestartet ist, hat es schon jetzt eine enorme Reichweite erzielt – in Deutschland und darüber hinaus. Das ist eine wichtige Voraussetzung für Verständnis und gegenseitigen Respekt. Nur so hat jüdischen Lebens in Deutschland eine gute Zukunft. Wir freuen uns über die positive Resonanz zum Festjahr: Es tut sich was!“, sagt der Leitende Geschäftsführer des Vereins Andrei Kovacs.
Bis Ende Juni wurden in allen Teilen der Republik rund 500 Projekte von Zivilgesellschaft und jüdischen Organisationen durchgeführt oder haben in diesem Zeitfenster begonnen und laufen noch. Darunter jüdische Wochen in Hamburg, Rostock oder Stralsund, hochkarätige musikalische Veranstaltungen wie das Festival „KlangArt Vision“ oder Uraufführungen wie Händels Oratorium „Esther“ in hebräischer Sprache und die musikalische Farce „Masel Tov Rachele“ in Köln sowie das Festkonzert des Jewish Chamber Orchestra Munich unter Leitung von Daniel Grossmann in der Philharmonie am Gasteig mit jüdischen Solist*innen und Komponisten zum Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Neben digitalen (www.sharedhistoryproject.org) gibt es endlich auch wieder analoge Ausstellungen (z.B. Anselm Kiefer und die Installation von Zipora Rafaelov „Auf den Grund schauen“ – beide Präsentationen zu sehen in der Kunsthalle Mannheim) und Publikationen wie das Buch „Vom Antisemitismus in Fußball-Fankulturen“.
Auch weitere Projekte des Vereins erzielten viel Aufmerksamkeit – wie das Buch zum Festjahr „Wir sind da! 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, geschrieben von Uwe von Seltmann, das im Homunculus-Verlag erschienen ist und vielfach positiv rezensiert wurde. Großes Interesse findet zudem der Podcast #2021JLID, der inzwischen welt-
weit in 62 Ländern gehört sowie an Universitäten und Schulen in der Lehre eingesetzt wird.
Denn Schulen und andere Bildungseinrichtungen spielen bei der Gestaltung des Festjahres ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Generalsekretärin des Vereins 321-2021, Sylvia Löhrmann, erarbeitet mit zwei zur Bezirksregierung Köln teilabgeordneten Lehrkräften und in Zusammenarbeit mit Bildungspartner NRW Ansätze, wie das Lernen über jüdisches Leben systematisch in Bildungsprozesse und Curricula integriert werden kann. Dazu erklärt Sylvia Löhrmann: „Wir wollen mit dem Festjahr etwas bewegen. Wir wollen auf die Erfolge aufbauen und nachhaltig Spuren hinterlassen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir mit unserem bedeutenden gesellschaftlichen Anliegen in die Verlängerung gehen können.“ Weitere digitale Impulse für pädagogische Fachkräfte sind geplant.
Positives Feedback zu den Projekten erhält der Verein nicht nur von Teilnehmenden und Projektträgern, es schlägt sich auch in der Berichterstattung nieder. Über 20 Artikel werden täglich in Deutschland und im Ausland on- und offline zum Thema „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ veröffentlicht. Zahlreiche jüdische und christliche Gemeindeblätter berichteten über das Festjahr und die Hintergründe. Mehrere Sonderbeilagen und Sonderseiten befassten sich ebenfalls mit dem Thema des Festjahres u.a. in der Jüdischen Allgemeinen und dem Tagesspiegel.
Darüber hinaus gibt es im Web von verschiedenen Medienanstalten, öffentlichen und staatlichen Institutionen, den Kirchen sowie Ländern, Städten und Kommunen über 35 Spezialseiten zum Thema „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Eine Liste findet sich hier: https://2021jlid.de/themenseiten-zu-juedischem-leben/
Die ersten Monate des Festjahres #2021JLID waren von vielen Highlights geprägt, darunter der von Das Erste und Phoenix live übertragene Festakt, in dem u.a. Bundespräsident Frank Walter Steinmeier und der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin das Festjahr eröffneten, sowie die Veröffentlichung der Sonderbriefmarke „CHAI – 1700 Jahre jüdisches Leben“. Deren Präsentation wurde live im Internet übertragen und unter anderem in Israel und den USA verfolgt. Zudem wurde im Auftrag des Vereins der dritte Song des Festjahres „Kids of the Diaspora“ von Shantel veröffentlicht. Er wurde seit Erscheinen auf Spotify über 60.000-mal gestreamt.
Blick nach vorn:
Im Juni startete das Begegnungsfestival MENTSH! mit einem vielfältigen Programm. Darunter der Film „Jung und jüdisch in Köln“, Online-Koch-Events, die Einblicke in die unterschiedlichen jüdischen Küchen bieten, sowie das Musikfestival Le’Chaim, das in über 20 Städten stattfinden wird. Der nächste Termin ist am 22. August in Düsseldorf. Weitere Informationen und Termine finden sich hier: https://mentshen.de
Ein weiteres Highlight wird vom 14. September bis 17. Oktober 2021 stattfinden, wenn eine historische Abschrift des Original-Edikts von Kaiser Konstantin aus dem Jahr 321 aus dem Vatikan nach Köln kommt und im Kolumba Museum ausgestellt wird.
Vom 22. bis 27. September 2021 findet das weltweit größte Laubhüttenfest – Sukkot XXL – in Deutschland statt. Zu diesem Anlass laden zahlreiche jüdische Gemeinden zum Mitbauen und Mitfeiern ein. Weitere Informationen erhalten Sie hier: https://sukkotxxl.de
Am 11. Dezember 2021 ist der Jahrestag des Edikts. Auch hierfür wird ein Event geplant und rechtzeitig bekanntgegeben.
Alle Veranstaltungen und Projekte des Festjahres finden sich hier: https://2021jlid.de/kalender/
Weitere Informationen zum Thema Bildung erhalten Sie hier: https://2021jlid.de/bildung/