Politische Reden, Gedenk-, Gerichts- und Festreden: Für öffentliche Ansprachen gibt es viele Anlässe. Eines haben sie gemeinsam: „Die Rede ist eines der mächtigsten Mittel der menschlichen Kommunikation“, so Jürgen Sterzenbach, Vizepräsident des Verbands der Redenschreiber deutscher Sprache e.V. (VRdS). Zudem ist sie eine authentische Quelle zu wichtigen Ereignissen aus der Geschichte und Gegenwart. Aus diesem Grund hat der VRdS in seinem Projekt „Megilla“ – hebräisch für „Schriftrolle“ – ausgewählte Reden jüdischer und nichtjüdischer Persönlichkeiten zusammengefasst.
Ihr Spektrum reicht von Mose, der zwar über sich sagte „Ich bin von jeher nicht beredt gewesen, auch jetzt nicht; denn ich hab eine schwere Sprache und eine schwere Zunge“. Gleichzeitig war er ein Mensch, „dem Gott nahe kam und er den Menschen“, so Dr. Matthias Schreiber, Vorsitzender des Vereins #2021JLID – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.
Gehört werden durch die Macht der Sprache
Drei Tage dauerte die Rede des israelischen Generalstaatsanwalts Gideon Hausner im Eichmann-Prozess vor 50 Jahren in Jerusalem, die er stellvertretend für „sechs Millionen Ankläger“ hielt. Denn: „Ihr Blut schreit, aber ihre Stimme ist nicht zu hören. Deshalb werde ich ihr Sprecher sein und in ihrem Namen die schreckliche Anklage entfalten.“
Als im Mai 2021 der Gaza-Konflikt eskalierte, folgten in Deutschland antisemitische Ausschreitungen und Hassbotschaften in sozialen Medien. Als Antwort machte Michael Rubinstein, Direktor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, in seiner Rede klar: „Sie können noch so schreien, diffamieren und Lügen verbreiten – dies war, ist und bleibt unser Zuhause, unsere Heimat, unser Land!“
Zehn Reden können bislang auf der Internetseite vrds.de/redekultur/megilla abgerufen werden. Weitere Beiträge erscheinen in loser Folge.