Grete Budde war eine Pionierin ihrer Kunst! Als eine der ersten Frauen widmete sich die 1883 geborene Tochter des jüdischen Hutfabrikanten Carl Goldschmidt der Bildhauerei und Porträtplastik – und brachte es in diesem Fach zur anerkannten Meisterschaft. Dennoch ist sie als Künstlerin und Vertreterin der Zeitgeschichte bis dato wenig im öffentlichen Bewusstsein präsent. Was sich nun ändern soll!
Anlässlich des deutsch-jüdischen Festjahres würdigt die Universität Halle Grete Budde erstmals mit einer Ausstellung, der erste Einzelausstellung zu ihrem Leben und ihrer Kunst. Die Werkschau findet an ihrer zentraler Wirkungsstelle statt: Nach ihrem Studium bei namhaften Künstlern in Berlin, München und Paris heiratete Grete Goldschmidt 1913 den Mediziner Werner Budde und ging im selben Jahr mit ihm nach Halle.
Vielschichtige Erzählungen von Identität, Ausgrenzung, Verdrängung und Solidarität
In den folgenden Jahrzehnten schuf sie hier schätzungsweise 25 Plastiken von Gelehrten, die als Höhepunkt ihres bildhauerischen Schaffens gelten. Dazu zählen Porträts des Theologen Erich Klostermann (1870–1963) und Johannes Ficker (1861–1944) sowie des Agrarwissenschaftlers Theodor Roemer (1883–1951).
Die Ausstellung fächert nicht nur Buddes eigene Biografie auf, sondern zeichnet auch die Lebenswege jüdischer Professor*innen nach. Daraus ergeben sich so vielschichtige wie erhellende Erzählungen von Identität, Ausgrenzung, Verdrängung und Solidarität.
Zu sehen sein wird auch die 1933 entstandene Gipsbüste der jüdischen Indologin Betty Heimann, der während einer Vortragsreise durch England von den Nationalsozialisten die Lehrerlaubnis entzogen wurde. Heimann – eine Freundin Buddes – war zuvor als erste Frau zur Professorin an der Universität Halle berufen worden. Auch eine Pionierin also.
Löwengebäude, Sessionssaal
Universitätsplatz 11
06108 Halle (Saale)
Deutschland
Sachsen-Anhalt