Mit ihrer bundesweiten Aktion „Jugend gegen Antisemitismus“ möchte die Zeitbild Stiftung Jugendliche dafür gewinnen, sich mit der Ideologie und den Erscheinungsformen des Antisemitismus auseinanderzusetzen und sie bestärken, sich aktiv dagegen zu wehren. Antisemitismus ist ein umfassendes Denksystem. Seine Ideologie setzt sich zusammen aus Klischees, Stereotypen, Missgunst, Neid und Hass sowie gefährlichen Verknüpfungen.
Verhängnisvoll sind vor allem Mechanismen wie die Kompensation mangelnden Selbstwertgefühls durch die Abwertung anderer oder die Bezähmung eigener Ängste durch die Anbindung an vermeintlich starke Gruppen. Europa ist der Kontinent, auf dem der Antisemitismus am stärksten verwurzelt ist und sich, von Deutschland ausgehend, am extremsten äußerte. Daher besteht hierzulande die größte Verantwortung, wachsam zu bleiben und jeglichen antisemitischen Tendenzen entgegenzuwirken.
Auf Augenhöhe und vertrauensvoll
Im Rahmen der Aktion erhalten in einem ersten Schritt 20 Jugendliche ein zweitägiges Training zu Peer-Scouts. Der Begriff „Peer“ bezeichnet jemanden, der gleichrangig und ebenbürtig ist, und der Ansatz, mit Jugendlichen als Peer-Scouts zu arbeiten, erzielt eine breite Wirkung. Auf diese Weise bilden sich Netzwerke, in denen kompetente Peer-Scouts andere Jugendliche auf Augenhöhe und vertrauensvoll für das Thema „Antisemitismus“ sensibilisieren und sie motivieren, sich damit zu befassen, während diese wiederum zu Vorbildern für weitere Jugendliche werden.
In einem zweiten Schritt stärken die Scouts das digitale Engagement der Jugendlichen. Sie ermutigen sie, antisemitischer Hetze sowie der Verbreitung von Verschwörungstheorien und falschen Idealen aktiv entgegenzutreten, und statten sie mit wirksamen Handlungswerkzeugen aus. Ein Austausch mit Jüdinnen*Juden eröffnet den Jugendlichen zudem die Sicht auf das Thema aus der Perspektive der Betroffenen. Die Aktion im Format eines digitalen Kompaktkurses soll eingebunden werden in die Angebote von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, von Sportvereinen, Jugendtreffs und Kirchengemeinden.
Sensibilisieren, motivieren und ermutigen
Die Zeitbild Stiftung reagiert mit ihrer Initiative auf Meldungen von Organisationen über den Anstieg antisemitischer Vorfälle im Internet und insbesondere in den sozialen Netzwerken. So stellt etwa der Bundesverband der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus e.V. während der Pandemie eine Verbreitung von Hass und Hetze fest. Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) des privaten Rundfunks fordert die Entwicklung wirksamer Konzepte der historischen und gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung mit Antisemitismus. Und wie der „Dritte Engagementbericht“ des Bundesfamilienministeriums belegt, bestehe eine hohe Bereitschaft von Jugendlichen, sich zu engagieren. Engagementformate müssten diese allerdings besser erreichen.
Die Zeitbild Stiftung setzt ein Zeichen gegen den erstarkenden Antisemitismus in Deutschland: In einem zweitägigen digitalen Kompaktkurs werden alle Inhalte, Methoden und Praxisbeispiele vermittelt, welche die Jugendlichen im Anschluss in ihren eigenständig angebotenen Workshops umsetzen können.
Ziel ist es, dass sich Jugendliche in ganz Deutschland aus unterschiedlichen Kontexten und mit verschiedenen Hintergründen mit dem Thema Antisemitismus auseinandersetzen und gemeinsam lernen, wie sie dagegen entschieden vorgehen können.