Was bedeutet es, als Jüdin*Jude in Deutschland zu leben? Sich mit Klischees oder Stereotypen herumschlagen zu müssen? Und: Was macht die jüdische Identität aus? Ist man eine Jüdin oder ein Jude, weil man eine jüdische Großmutter, jüdische Urahnen hat? Ist man es noch, wenn man trotz jüdischer Wurzeln Weihnachten feiert? Oder ist man nur eine Jüdin oder ein Jude, wenn man Jiddisch und Hebräisch spricht, koscher isst und sich zu dem jüdischen Glauben, den Ritualen und dem Brauchtum bekennt? Diese und andere Fragen, auf die eine neue Social-Media-Plattform Antworten geben könnte. Sie trägt den unmissverständlichen Namen: „Ich bin Jude“.
In minutiös vorbereiteten und technisch aufwendig realisierten filmischen Kurzporträts stellt die Plattform Persönlichkeiten jüdischer Abstammung vor, die in Deutschland leben, und fragt sie nach ihren Gefühlen, Träumen, Ängsten, Erfahrungen und Erkenntnissen sowie ihrem jüdischen Selbstverständnis. Aus allen Bereichen der Gesellschaft kommen sie. Student*innen, Architekt*innen oder Ärzt*innen kommen ebenso zu Wort wie Bäcker*innen oder Lehrer*innen.
Die Überwindung der Angst
In Planung ist ferner die Produktion des Kurzfilms „Esther“ nach einem Drehbuch von Anna Eret, die ebenfalls Regie führt. Eret ließ sich inspirieren von der alttestamentarischen Figur der Königin Esther, die ihr Volk rettete, indem sie ihre jüdische Herkunft offenbarte. Ihr Film bringt so die Angst vor dem Antisemitismus zum Ausdruck, zugleich aber auch deren Überwindung.
Auf der Plattform kommen auch die Kleinen zu Wort. In der Reihe „Von Kind zu Kind“ fragen jüdische Kinder andere, die es nicht sind, und entfachen damit die Neugierde – die Basis aller Toleranz. Welches Kind weiß schon, was der Davidstern, diese zwei ineinandergeschobenen Dreiecke, symbolisieren, warum am Pfosten der Wohnungstür vieler Juden eine Mesusa, eine Kapsel mit einer Rolle Pergamentpapier, hängt und was Hamantaschen sind – nämlich ein sehr leckeres süßes Gebäck.
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