Eine Veranstaltung des Projekts:
Jüdische Festwoche der IKG Amberg
Sie besteht aus 30 aneinandergefügten Tierhäuten, ist 24 Meter lang sowie 65 Zentimeter hoch und beinhaltet die fünf Bücher Mose: die Sulzbacher Torarolle. Ihre lange, wechselvolle Geschichte prägen viele Besonderheiten: Fertiggestellt wurde sie als wohl älteste Torarolle im süddeutschen Raum im Jahr 5553 nach dem jüdischen Kalender, das heißt 1792 oder 1793, was als Besonderheit ihrer Halterung vermerkt war.
Gedruckt wurde sie in einer bedeutenden hebräischen Buchdruckerei, die bis 1851 in Sulzbach im Taunus existierte, für die florierende jüdische Gemeinde der Stadt. Dort überstand sie den Stadtbrand und die Zerstörung der Synagoge 1822 unbeschadet. Vor der Pogromnacht 1938 wurde sie im Heimatmuseum von Amberg in Sicherheit gebracht und blieb vor Ort fast acht Jahrzehnte unerkannt im Toraschrein der Synagoge. Erst 2015 entdeckte sie der Rabbiner der israelitischen Kultusgemeinde und identifizierte sie als historisch wertvolle Handschrift.
Vorträge, Klezmer und koscheres Backen – die Rückkehr des Kleinods findet würdigen Veranstaltungsrahmen
Dank einer Kostenübernahme des Bundes konnte sie zwei Jahre lang in Israel aufwendig restauriert werden. Dafür wurde nicht nur das alte Pergament stabilisiert, sondern auch jeder Buchstabe per Hand mit Tinte nachgezogen. Bei den letzten acht geschah das am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, dem 27. Januar 2021, im Berliner Reichstag. Fünf Monate später kehrt sie endlich nach Amberg zurück: Nach einem festlichen Empfang im Rathaus der Stadt wird sie am 21.6. in die Synagoge gebracht.
Weitere Höhepunkte der Festwoche sind ein Vortrag von Dervis Hizarci über jüdisch-muslimisches Zusammenleben am 22.6. In der ehemaligen Synagoge in Sulzbach-Rosenberg spricht Rabbiner Steven Weil aus den USA am 23.6. auf Englisch über die Geschichte jüdischen Lebens und kleiner jüdischer Gemeinden seit dem Mittelalter. Im Veranstaltungsraum Musikomm in Amberg findet am 24.6. ein Klezmer-Konzert mit authentischer jüdischer Musik statt. Am Freitag gibt es Gelegenheit, unter Anleitung für den Schabbat koscher zu backen und zu kochen. Am Sonntag lädt die Gemeinde Interessierte aller Altersgruppen zu einem Tag der offenen Tür ein.
Zum Festjahr #2021JLID – 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland hat der Bayerische Rundfunk eine beeindruckende Dokumentation zur Geschichte der Sulzbacher Torarolle, aber auch zum jüdischen Leben in Bayern und in Amberg heute erstellt. Sehenswert!