Erklärung zum Festjahr 2021-1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
Schirmherrschaft: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger, alle staatlichen Institutionen und die ganze Zivilgesellschaft in Deutschland und Europa auf, anlässlich des deutsch-jüdischen Festjahres 2021 ein starkes Zeichen der Gemeinsamkeit und der Solidarität zu setzen.
Dieses Zeichen beruht auf folgenden Grundlagen:
Wir vergessen nicht
Die jüdischen Menschen haben im Laufe der Jahrhunderte wesentlich dazu beigetragen, dieses Land aufzubauen und zum Blühen zu bringen. Gegenwärtig verzeichnen die jüdischen Gemeinden in unserem Land rund 100.000 Mitglieder. Das Judentum ist konstitutiv für Deutschland.
Jüdischen Menschen wurde in Deutschland mit der Shoah unvorstellbare Gewalt und schlimmstes Unrecht angetan. Sie wurden vertrieben, ermordet, beraubt, rechtlos gemacht. In deutschem Namen wurden während der Nazi-Diktatur in Europa mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden ermordet. Den größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit hat Deutschland zu verantworten.
Wir dulden nicht
Antisemitismus flammt in unserem Land und in Europa immer noch und immer wieder auf. Er hat in den letzten Jahren sogar zugenommen. Auch breiten sich Nationalismus, Rassismus und religiöser Fanatismus aus. Dagegen kämpfen wir! Jedweder Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus auch im Internet muss strafrechtlich verfolgt werden.
Wir setzen ein Zeichen der Gemeinsamkeit und Solidarität
Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und des Holocaust und seiner Folgen begeht unser Land ein Jahr, an dem sich jüdische wie nichtjüdische Verbände und Vereine in vielfältiger, überzeugender und auch berührender Weise beteiligen. 2021 soll als Festjahr auch ein Zeichen der Solidarität mit Jüdinnen und Juden als Teil unserer deutschen Gesellschaft sein. Sie müssen in unserem Land sicher und frei leben können. Die Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland, die Bundesländer, wirtschaftliche, wissenschaftliche, kulturelle, religiöse und gesellschaftliche Verbände unterstützen und fördern dieses für unser Zusammenleben so wichtige Ereignis. Es wird nicht nur im Inland, sondern auch in Europa, in Israel, den USA und in vielen Ländern darüber hinaus mit großer Aufmerksamkeit und Respekt wahrgenommen.
Wir fordern eine aktive zukunftsgerichtete Erinnerungskultur
Erinnerung zu pflegen ist nicht nur wegen der Leiden der Opfer, sondern auch wegen der Zukunft unserer Kinder eine wichtige Aufgabe. Schulen sollen sich deshalb im Unterricht intensiver als bisher mit jüdischem Leben befassen. Hochschulen sollen die Forschung zu jüdischem Leben intensivieren. Auf kommunaler, regionaler, nationaler Ebene soll die Erinnerungskultur stärker entwickelt werden. Wir bitten unsere europäischen Nachbarn und Partner, mit uns gemeinsam eine europäische in die Zukunft gerichtete Erinnerungskultur zu erarbeiten.
Machen Sie mit!
Beteiligen Sie sich an den vielfältigen Aktivitäten und motivieren andere, es auch zu tun!
Treten Sie dafür ein, eine Gesellschaft, in der Antisemitismus keinen Platz hat, zu stärken und zu verteidigen!
Dr. Matthias Schreiber Abraham Lehrer Prof. Dr. Jürgen Rüttgers
Vorsitzender Vorsitzender Vorsitzender
des Vorstands der Mitgliederversammlung des Kuratoriums
Jüdisches Leben in Deutschland kann im Jahr 2021 auf eine 1700-jährige Geschichte zurückblicken, wie wir durch das Edikt des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321 wissen. Diese Tatsache hat der Verein 321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V. zum Anlass genommen, sich zu gründen. 2021 wird ein bundesweites deutsch-jüdisches Festjahr stattfinden. Bund, Länder, Gemeinden, öffentliche Institutionen und eine engagierte Zivilgesellschaft unterstützen durch ihre vielzähligen und vielfältigen Beiträge dieses besondere Anliegen. Wir und sie alle haben vor allem ein Anliegen, nämlich den reichen Anteil jüdischen Lebens an deutscher Geschichte und Kultur zu würdigen und die Vielfalt jüdischen Lebens im heutigen Deutschland zu zeigen. Für das Zusammenleben in Europa bleibt es eine dauerhafte Verpflichtung, die Lehren aus dem Holocaust zu ziehen.