Grete Budde war eine Pionierin ihrer Kunst! Als eine der ersten Frauen widmete sich die 1883 geborene Tochter des jüdischen Hutfabrikanten Carl Goldschmidt der Bildhauerei und Porträtplastik – und brachte es in diesem Fach zur anerkannten Meisterschaft. Dennoch ist sie als Künstlerin und Vertreterin der Zeitgeschichte bis dato wenig im öffentlichen Bewusstsein präsent. Was sich nun ändern soll!
Anlässlich des deutsch-jüdischen Festjahres würdigt die Universität Halle Buddes Leben und Kunst erstmals mit einer umfangreichen Ausstellung. Eine Werkschau an zentraler Wirkungsstelle: Nach ihrem Studium bei namhaften Künstler*innen in Berlin, München und Paris heiratete Grete Goldschmidt 1913 den Mediziner Werner Budde – und ging 1919 mit ihm nach Halle.
Vielschichtige Erzählungen von Identität, Ausgrenzung, Verdrängung und Solidarität
In den folgenden Jahrzehnten schuf sie hier 16 Plastiken von Gelehrten, die als Höhepunkt ihres bildhauerischen Schaffens gelten. Dazu zählen Porträts des Mathematikers Reinhold Bear (1902–1979), des Archäologen Paul Friedländer (1882–1968) oder des Mediziners Ernst Wertheimer (1893–1978).
Die Ausstellung fächert nicht nur Buddes eigene Biografie auf, sondern zeichnet auch die Lebenswege ebendieser jüdischen Professor*innen nach – teils mit Artefakten aus Familiennachlassen. Daraus ergeben sich so vielschichtige wie erhellende Erzählungen von Identität, Ausgrenzung, Verdrängung und Solidarität.
Zu sehen sein wird auch die 1933 entstandene Gipsbüste der jüdischen Indologin Betty Heimann, der während einer Vortragsreise durch England von den Nationalsozialisten die Lehrerlaubnis entzogen wurde. Heimann – eine Freundin Buddes – war zuvor als erste Frau zur Privatdozentin an der Universität Halle ernannt worden. Auch eine Pionierin also.
Löwengebäude, Museum universitatis
Universitätsplatz 11
06108 Halle (Saale)
Deutschland
Sachsen-Anhalt