Eine Veranstaltung des Projekts: Online-Migrationsmuseum „Lebenswege“ mit neuer Ausstellung „Jüdisches Leben in Rheinland-Pfalz“
„Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen“, schrieb der Schweizer Dramatiker Max Frisch 1965, als immer mehr Menschen aus Südeuropa ihre Heimat verließen, um in der Schweiz, Deutschland oder Österreich zu arbeiten. Bis 2009 gab es keinen Ort, der die Geschichte dieser sogenannten Gastarbeiter*innen nachzeichnete. Auf Initiative der Regierung in Rheinland-Pfalz richtete man ein Online-Migrationsmuseum ein mit dem selbstredenden Namen „Lebenswege“.
Im Jahr 2021 steht das virtuelle Museum ganz im Zeichen jüdischer „Lebenswege“. Prominent besetzte Webtalks mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Medien und eine Sonderausstellung gehen dem „jüdischen Leben in Rheinland-Pfalz“ nach, das in den letzten Jahrzehnten eine wechselvolle Geschichte erfuhr.
Die neue jüdische Kultur in Rheinland-Pfalz ist voller Kraft und Selbstbewusstsein
Bis 1990 beschränkte sich die Mitgliederzahl der jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz auf etwa 50 Personen. Das änderte sich ab den späten 1990er-Jahren mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, als immer mehr Jüdinnen*Juden aus den GUS-Staaten nach Deutschland reisten und blieben; ein großer Anteil davon in Rheinland-Pfalz. Überall kehrte jüdisches Leben zurück. In Mainz und Speyer wurden neue Synagogen eröffnet. Inzwischen gibt es sieben Synagogen, fünf Kultusgemeinden und eine junge jüdische und selbstbewusste Generation, die sich „weltlich, gläubig, gegenwärtig“ zeigt.
In Filmen, Bildern und Texten lenkt die virtuelle Ausstellung den Blick auf die Geschichte jüdischer Kultur in Rheinland-Pfalz und in die Gegenwart.
Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt des „Lebenswege“ Webtalks, u. a. mit:
- Anne Spiegel, Integrationsministerin Rheinland-Pfalz
- Ben Salomo, Rapper, Youtuber, Buchautor
- Fiona Kazarovytska, Aktive bei „Meet a Jew"
- Moderation: Dr. Susanne Urban, Historikerin
Die Online-Diskussion ist Teil der Veranstaltungsreihe „Lebenswege vor Ort - wir schaffen Begegnungen".