Eine Veranstaltung des Projekts:
Erinnerung - Fußball
Antisemitismus ist auch im Fußball nach wie vor ein Problem. Immer wieder kommt es, gerade im Amateurbereich, zu Hetze und Ausfällen. Zwar fordert der Deutsche Fußball Bund (DFB) in seinem Ethik-Kodex ein entschiedenes Eintreten gegen jede Form von Diskriminierung. Aber es fehlt an den entsprechenden Strukturen. Netzwerke der Erinnerungsarbeit etwa existieren nur an wenigen Orten. Dem möchte nun die Landesarbeitsgemeinschaft der Fan-Projekte NRW entgegenwirken: Auf der neu geschaffenen Plattform Erinnerung-Fussball.de können gerade junge Menschen mehr über die jüdisch-deutsche Fußballgeschichte und ihre Relevanz für die Gegenwart erfahren.
Eintauchen in die berührende Sportgeschichte
Ein Beispiel ist die Reichsmeisterschaft des Sportbundes Schild, eine jüdische Sportveranstaltung, zu der auch ein Fußballwettbewerb gehörte. Nachdem die Nationalsozialisten jüdische Sportler*innen aus den Vereinen ausgeschlossen hatten, trugen die Verbände Makkabi und Schild bis 1938 ihre eigenen deutschen Meisterschaften aus. Den letzten Wettbewerb vor dem endgültigen Verbot aller jüdischen Sportverbände in Deutschland gewann 1938 der Verein Hakoah/Schild Bochum am Kölner Fort Deckstein. Der Kapitän der Ruhrgebietsmannschaft, Erich Gottschalk, überlebte später als Einziger aus seiner Familie das Konzentrationslager Auschwitz.
Bemerkenswert ist auch die Geschichte des Vereins ITuS Duisburg, der 1935 zwei Fußballer zur zweiten Makkabiade nach Tel Aviv entsenden konnte – der größten internationalen jüdischen Sportveranstaltung, vergleichbar mit den Olympischen Spielen.
An dem Projekt Erinnerung-Fussball.de können sich alle interessierten Organisationen beteiligen: Fangruppen und -bündnisse ebenso wie schulische Bildungsträger, jüdische Gemeinden, NGOs, Gedenkstätten und Archive.
Pavel Brunssen beleuchtet in seinem Buch „Antisemitismus in Fußball-Fankulturen“ das Ressentiment gegen Ballsport aus antisemitismuskritischer Perspektive. Im Rahmen einer digitalen Veranstaltung wird Brunssen sein neues Werk erläutern und vorstellen. Mit dabei sind Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum und Paula Scholz.
Im Anschluss ist eine offene Diskussion erwünscht.