Mischna heißt im engeren Sinne „wiederholtes Vorsagen“. Sie ist die erste größere Niederschrift der mündlich überlieferten Tora. Auf ihr basiert der Talmud. Als erstes kanonisches Werk der mündlichen Überlieferung des Judentums nennt man sie auch „Gesetzeskodex“, wenngleich dies nicht im modernen Sinne zu verstehen ist. Vielmehr fasst die Mischna in sechs Ordnungen die damals vorherrschenden, nicht selten auch widersprüchlichen Meinungen unter den Gelehrten in der Akademie und am Gerichtshof zusammen. Um 1898 übertrug der jüdische Gelehrte, Bibel- und Talmudforscher David Hoffmann (1843–1921) die Mischna vollständig ins Deutsche mitsamt eigenen Kommentaren.
Die Mischna auf drei Sprachen und für jedermann zugänglich
Jüdische Student*innen deutschlandweit arbeiten derzeit daran, die Schrift für Sefaria.org, die digitale Bibliothek für jüdische Texte, zu digitalisieren. In einer ersten Phase wird der gesamte Text elektronisch erfasst. In einer zweiten Phase wird der digitale Text segmentiert. Auf Sefaria.org findet man dann den originalen hebräischen Mischna-Text neben einer englischen und deutschen Fassung Abschnitt für Abschnitt und kann somit simultan lesen. Ziel ist es, die deutsche Mischna-Übersetzung Student*innen, Rabbiner*innen, Lehrer*innen, Wissenschaftler*innen und allen Interessierten zur Verfügung zu stellen, auf leicht zugängliche Art und ebenfalls per App.
2011 vom ehemaligen Google-Projektmanager Brett Lockspeiser und dem Journalisten Joshua Foer gegründet, beschreibt sich Sefaria.org selbst als eine nicht gewinnorientierte Organisation, die ein stetig wachsendes Konglomerat jüdischer Texte sammelt, katalogisiert und jedem*r Internetnutzer*in frei zugänglich macht. Das Portal bietet nicht nur Zugang zu biblischen Texten, sondern auch zu einem umfassenden Korpus von rabbinischer, kabbalistischer, halachischer und chassidischer Literatur und liturgischen Texten.
Am 1. Juni 2022 werden das Projekt, die Biografien der Autor*innen sowie die Eigenheiten der Übersetzung und des Kommentars vorgestellt.