Eine Veranstaltung des Projekts:
Anselm Kiefer
Geschichtsschreibung ohne Worte: Auf diese Kurzformel könnte man das Werk von Anselm Kiefer bringen. Denn in seinem frühen Schaffen setzte sich der 1945 Geborene vor allem mit der deutschen Vergangenheit und politischen Inhalten auseinander. Dabei kreiste er in seiner Arbeit vielfach um den Nationalsozialismus und die Shoa. Kiefers Ansicht nach muss Kunst Verantwortung übernehmen. In späteren Werkphasen ließ er sich auch durch religiöse, spirituelle und mystische Lehren der Weltkulturen inspirieren, darunter die jüdische Kabbala.
Überwältigende Wirkungskraft
Ausdrucksformen für Kiefers Themen mit Tiefgang sind bevorzugt Bilder und Skulpturen, seine Lieblingswerkstoffe vermeintlich wertlose Materialien wie Blei, Stroh, Gips oder Asche, die durch den Einfluss von Wind, Wasser, Feuer und Elektrolyse eine zusätzliche Patina bekommen. Ein weiteres Markenzeichen von Anselm Kiefer, der als einer der bekanntesten deutschen Künstler der Nachkriegszeit gilt, ist seine Vorliebe für überdimensionale Formate.
Drei wichtige Werkphasen werden jetzt in der Kunsthalle Mannheim als Ausstellung in Szene gesetzt. In den offenen, weitläufigen Galerien des Neubaus, der erst 2018 eröffnet wurde, können Bilder und Skulpturen aus 30 Jahren eine überwältigende Wirkungskraft entfalten – egal ob die über 14 Meter große Installation Palmsonntag, die zum ersten Mal in Deutschland gezeigt wird, Die Große Fracht mit einem applizierten Bleiflugzeug sowie das raumgreifende Ensemble Der verlorene Buchstabe, das der Kunst des Buchdrucks gewidmet ist. Alle gezeigten Arbeiten stammen aus der Sammlung von Hans Grothe, der 2014 einen Leihvertrag über mehr als zwei Dutzend Hauptwerke von Anselm Kiefer mit der Kunsthalle Mannheim abschloss.
Aufgrund des Corona-Lockdowns wurde die Laufzeit der Sonderausstellung um drei Monate bis Ende August verlängert.
Kunstliebhaber*innen haben die Möglichkeit, in einem digitalen Live-Rundgang erste Blicke in die große Sonderausstellung „Anselm Kiefer“ zu erhalten. Die Veranstaltung bildet den Auftakt für ein umfangreiches digitales Begleitprogramm zur Schau.