Wer sollte und durfte in Preußen jüdisch sein? Die Ausstellung blickt zurück auf die Verflechtungsgeschichte von Jüdinnen*Juden mit der preußischen Gesellschaft. Dabei stellt sie Fragen nach Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit, Herkunft und Diversität, die auch heute noch relevant sind und in den aktuellen gesellschaftspolitischen Diskurs führen. Der Titel ist daher bewusst offen formuliert, denn die Ausstellung möchte Fragen aufwerfen, statt vermeintlich eindeutige Antworten zu liefern.
Kaum ein Thema beherrschte das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben des 19. Jahrhunderts so sehr wie das Streben der jüdischen Gemeinde nach Anerkennung und Emanzipation. Besonders in Berlin. Zunächst waren es die Gelehrten und Philosophen der jüdischen Aufklärung, die den Diskurs um Begriffe wie „Akkulturation“ und „Assimilation“ aufnahmen. Dann schalteten sich auch die Arbeiterbewegung, die Frauenbewegung, christliche und liberale Gruppierungen wie die Unternehmerverbände in die Debatten ein.
Eine spannende Geschichte über Zugehörigkeit, Herkunft und Diversität
Auf Erlass des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. durften bereits seit 1671 jüdische Familien – gegen Schutzgeld – in Preußen einwandern. 1750 erließ Friedrich II. als König in Preußen ein weiteres Generalprivileg. Die katastrophale Niederlage Preußens gegen Napoleon 1806 sorgte für neue Bewegung. Überfällige Reformen wurden nun von einer fortschrittlichen Bürokratie in Angriff genommen. Das Emanzipationsedikt von 1812 ermöglichte Jüdinnen*Juden schließlich, die preußische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Dort hieß es: „Die in unseren Staaten jetzt wohnhaften, mit General-Privilegien, Schutzbriefen und Konzessionen versehenen Juden und deren Familien sind für Einländer und preußische Staatsbürger zu achten. Die für Einländer zu achtenden Juden sollen, insofern diese Verordnung nichts Abweichendes enthält, gleiche bürgerliche Rechte und Freiheiten mit den Christen genießen.“
Für die Ausstellung in Minden stellen die jüdischen Museen in Berlin, Frankfurt am Main und München interessante Leihgaben zur Verfügung, Objekte etwa aus den Nachlässen der Familie Mendelssohn oder von der ersten jüdischen Münzmeisterin in Westfalen.
Simeonsplatz 12
32427 Minden
Deutschland
Nordrhein-Westfalen