Eine Veranstaltung des Projekts:
Christen – Juden – Gesellschaft. Perspektiven für Gegenwart und Zukunft
Seit 1700 Jahren gibt es nachweislich jüdisches Leben in Deutschland, seit 900 Jahren in Thüringen. In dieser Zeit gab es vielfältigste Beziehungen zwischen Judentum und Christentum, und auch heute gibt es einen lebendigen Dialog zwischen Jüdinnen*Juden und Christ*innen. Die gemeinsame Tradition, auf der dieser Dialog fußt, schlägt sich in einer langen Geschichte nieder. Grund genug also, einmal nach dem Stand der gegenseitigen Beziehungen zu fragen, die gelebte Praxis zu analysieren und darüber ins Gespräch zu kommen. Wo stehen wir? Wie sehen die gelebten Verhältnisse aus? Gibt es Normalität?
Genau das soll der Studientag der Theologischen Fakultäten Erfurt und Jena an der Friedrich-Schiller-Universität Jena hinterfragen. Das Konzept ruht dabei auf drei Säulen: dem wissenschaftlich-theologischen Austausch am Vormittag, dem gemeinsamen Arbeiten am Nachmittag und der öffentlichen Diskussion am Abend. Am Vormittag wird in theologischen Vorträgen der Frage nachgegangen, wie es um den Stand des jüdisch-christlichen Dialogs bestellt ist. Am Nachmittag werden Workshops Fragen gelebter Praxis erörtert. Am Abend wird dann ein namhaft besetztes Podium über „Jüdisches Leben in Deutschland: Angestrebte, erreichte oder verlorene ‚Normalität‘?“ diskutieren.
Gottesfrage, Spiritualität und gelebter Glaube
Am Vormittag wird es um aktuelle theologische Grundsatzfragen der Exegese, der Spiritualität und schließlich der Aktualität der Gottesfrage in der christlichen und jüdischen Theologie gehen. Dies geschieht in Kurzvorträgen von je eine*r jüdischen und eine*r christlichen Theolog*in, die anschließend untereinander und im Plenum diskutiert werden.
Der mit Workshops gestaltete Nachmittag setzt auf Interaktion, gegenseitigen Austausch und gemeinsames Arbeiten und Lernen. Dabei geht es beispielsweise darum, die Kenntnisse über gelebte jüdische Glaubenspraxis zu vertiefen, sich gemeinsam über Erfahrungen in der Bildungsarbeit auszutauschen, „Best-practice“-Beispiele für das Einbringen einer jüdischen Perspektive im Deutsch-, Geschichts- und Religionsunterricht kennenzulernen oder den Blick für antijudaistische und antisemitische Traditionen in den regionalen kirchlichen Institutionen zu schärfen.
Die Veranstaltungen am Vormittag und Nachmittag richten sich in erster Linie – aber nicht ausschließlich – an Pfarrer*innen, Lehrer*innen, aber auch an Studierende der Geisteswissenschaften oder anderer Fachrichtungen. Die Podiumsdiskussion am Abend wird – angeregt durch ein Interview mit Charlotte Knobloch in der Jüdischen Allgemeinen – der für alle Zielgruppen relevanten Frage nachgehen, inwieweit jüdisches Leben heutzutage normal ist bzw. sein kann.
Durchgeführt wird der Studientag von der Evangelisch-Theologischen Fakultät Jena und der Katholisch-Theologischen Fakultät Erfurt. Weitere institutionelle Kooperationspartner sind die Thüringer Staatskanzlei und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM).
Ziel der Podiumsdiskussion am Abend ist es, dem Auditorium Facetten aktueller jüdischer Lebenswirklichkeit in Deutschland nahezubringen. Darüber hinaus soll das Bewusstsein dafür geweckt werden, wie sich die allgemein bekannte Zunahme von antisemitischer Hetze und Gewalt alltagspraktisch auswirkt, um jenseits von Sonntagsreden den Schutz jüdischer Bürgerinnen und Institutionen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen. Welche Perspektiven für die Zukunft erwachsen daraus für jüdische und nichtjüdische Bürgerinnen in Deutschland?
Teilnehmer*innen:
– Prof. Dr. Claudia Nothelle, Magdeburg (Moderation)
– Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus
– Stephan Kramer, Landesamt für Verfassungsschutz, Erfurt
– Prof. Dr. Moshe Zimmermann, Jerusalem
– Juna Grossmann, Berlin
– Dr. Eva Lezzi, Berlin
– Dr. Max Czollek, Berlin
Hörsaal 3
Carl-Zeiss-Straße 3
07743 Jena
Deutschland
Thüringen