Das deutsche Wort „Jubel“ ist dem Hebräischen entlehnt. Ebenso der „gute Rutsch“ oder das „Tohuwabohu“. Auch das Jiddische hat eine Vielzahl von Spuren in unserem alltäglichen Sprachgebrauch hinterlassen: ob „Bammel“ oder „Chuzpe“, „Maloche“ oder „Schlamassel“. Für diese Zeugnisse der christlich-jüdischen Kultur und Geschichte im deutschsprachigen Raum besteht heute allerdings wenig Bewusstsein – gerade in jüngeren Generationen.
Dagegen geht nun das Poetry-Slam-Projekt „Wann, wenn nicht jetzt, wo, wenn nicht hier, wer, wenn nicht wir?“ an. An fünf verschiedenen Schulen in Nordrhein-Westfalen entfacht es einen Diskurs über das Zusammenleben heute – und auch über die Pogrome, die Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen*Juden, die sich auf dem gemeinsamen Sprachgebiet ereignet haben. Wie dringend hier Aufklärungsbedarf besteht, das zeigt der nach wie vor grassierende Antisemitismus. Gerade Jugendliche werden in den sozialen Medien massiv mit rechter Propaganda und Verschwörungstheorien bis hin zur Shoa-Leugnung konfrontiert.
Mit Versen und Verstand gegen Antisemitismus
Der Poetry Slam setzt dem Verse und Verstand entgegen. Der Dichter Max Czollek (Autor der Streitschrift „Desintegriert Euch!“), die Musikerin und Slam-Poetin Aylin Celik sowie der Schriftsteller und Lyriker Frank Schablewski werden mit den Schüler*innen die Bezüge zwischen jiddischer, hebräischer und deutscher Sprache durchleuchten – und auch für problematische Begriffe sensibilisieren (wie „mauscheln“ oder „schachern“). In den Schreibwerkstätten entstehen auf diese Weise an den Schulen Texte, die reflektieren, wie die jüdische Kultur uns noch heute bereichert.