09.09.2021 | 19 bis 20.30 Uhr
Marina Frenk
Copyright: © Emanuela Danielewicz
Performance | Bühne
zamus – ewig her und gar nicht wahr, Live-Hörspiel
Brennend aktuelle Metaphern

Eine Veranstaltung des Projekts:
zamus - jüdisches Leben in Deutschland

Georg Friedrich Händels Oratorium „Esther“ wird selten aufgeführt. Im Gedenkjahr 2021 präsentiert das Zentrum für Alte Musik Köln eine Version auf Hebräisch.

Georg Friedrich Händels Gläubigkeit war sehr freier, sehr persönlicher, fast schon pragmatischer Art, ohne streng konfessionelle Bindung. Katholische Bischöfe in Italien hatten den protestantisch getauften Musiker aus Halle gefördert. Als Opernimpresario im anglikanischen London wiederum versorgte er die englische Aristokratie mit Huldigungsmusiken, Anthems, Opern und Oratorien – vorzugsweise in englischer Sprache. Er galt als profunder Kenner der Bibel, besonders des Alten Testaments. Ob Joshua, Solomon, Jephta oder Saul. Sie alle wurden zu Titelhelden seiner Oratorien.

Anders als heute, wo man fast zwanghaft meint, die Handlung einer klassischen Oper in die politische Gegenwart versetzen zu müssen, fand man zu Händels Zeiten in den Helden der Antike oder des Alten Testaments die adäquaten Metaphern, um zeitgenössische Ereignisse oder politische Konflikte zu verklären und als zeitlos und edel darzustellen.

Historische und gesellschaftliche Fragen werden mit Alter Musik ans Licht gebracht

Händels „Sieges“-Oratorium Judas Macabeus etwa wurde vor dem Hintergrund des Jakobitenaufstandes 1745 komponiert, der blutig von britischer Seite her niedergeschlagen wurde. Händels erstes englischsprachiges Oratorium Esther hingegen findet auf den ersten Blick kein historisches Pendant. Es erzählt die Geschichte der Israelitin Esther, die todesmutig vor ihren Ehemann, den persischen König Ahasverus, tritt, um ihr unterdrücktes Volk zu retten. Das englische Libretto basiert auf der Tragödie Esther von Jean Racine, der sich von dem Buch Esther im Tanach inspirieren ließ.

Die erste Fassung kam 1718 zur Uraufführung, die zweite im Mai 1732 am King’s Theatre am Haymarket mit der merkwürdigen Ankündigung an die Zuschauer, dass es zwar „keine Action“ an diesem Abend geben würde, das Theaterhaus sich dennoch „in a decent manner“, wie ein Publikum es eben erwarte, präsentieren würde. Action verspricht in jedem Fall die Aufführung des Oratoriums auf Hebräisch. Die Adaption stammt von Jacob Raphaël Sarava, einem venezianischen Rabbi, der um 1760 das Libretto aus dem Englischen ins Hebräische übertrug.

Eine Konzert-Literatur-Performance in Form eines Live-Hörspiels mit der jüdisch-moldawischen Schriftstellerin Marina Frenk, moldawischer Musik aus dem 17. Jahrhundert und zeitgenössischer elektro-akustischer Klangkunst runden das Projekt ab.

Informationen zur Veranstaltung:

Die Schauspielerin Marina Frenk erzählt in ihrem Debüt-Roman die autofiktionale Geschichte von Kira, die in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit ihren Eltern aus Moldawien nach Deutschland gezogen ist.

In der Konzert-Performance findet diese Suchbewegung auch in der musikalischen Verschränkung der Epochen ihren Ausdruck. Die Musik aus dem moldawischen Barock steht ebenso für sich wie die zeitgenössische elektro-akustische Musik.

Mit:
Marina Frenk
Albrecht Maurer, Nathan Bontrager, Bassem Hawar
Duo Merzouga

Weitere infos hier
Zusatzinfos
digital | überregional
Veranstaltungsdaten
Tickets für 15 & 10 EUR
Infos/Tickets:
Informationen zum Veranstalter
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