Jury befürwortet Projekte in Höhe von rund 3 Millionen Euro
Siebenköpfige Jury wählt 50 aus 68 Projekten aus, die sie für förderwürdig erachtet – weitere Bewerbungen sind bis zum 14. Juni bei „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ möglich.
68 Anträge, sieben intensive Arbeitsstunden und ebenso viele Fachleute aus dem Zentralrat der Juden, des Bundesbeauftragten für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, des Deutschen Städtetages sowie für Kultur und Bildung: Unter diesen Vorzeichen fand am Donnerstag, 4. Juni, die erste Jury-Sitzung zur Auswahl förderwürdiger Projekte für das anstehende Festjahr „#2021 JLID– 1700 Jahre jüdischen Leben in Deutschland“ in Düsseldorf statt. Aktuell läuft die zweite Bewerbungsrunde. Noch bis zum 14. Juni können sich Vereine, Verbände, Gemeinden und andere Institutionen um Fördergelder für Planungen bewerben, die das Festprogramm bereichern sollen.
Für den Vorstand begrüßte Dr. Matthias Schreiber die Gäste aus ganz Deutschland. „Veranstaltungen zu planen, die das lebendige Judentum im Jahr 2021 spiegeln, ist ein Prozess, den unser Land dringend braucht“, sagte Schreiber. „Viele Deutsche verbinden mit diesem Thema nur die Shoah“, ergänzte Sylvia Löhrmann. Die Generalsekretärin des in Köln ansässigen Vereins „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ möchte jedoch „betonen, dass das Judentum konstitutiv ist für Deutschland und seine Geschichte“.
Im Jahr 321 erließ der römische Kaiser Konstantin – auf Anfrage aus Köln – ein weitreichendes Edikt: Künftig konnten auch Juden in Ämter der Kurie und der Stadtverwaltung berufen werden. Dieses Dekret ist die früheste erhaltene Urkunde zur Existenz von Jüdinnen und Juden nördlich der Alpen. Die somit belegte 1700-jährige Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland soll 2021 ganzjährig und in ganz Deutschland (und darüber hinaus) gewürdigt werden.
Theater, Tanz und Lesungen, gesellschaftspolitische, interreligiöse, philosophische Vorträge und viel Musik: Auf diese Events können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Festjahres im kommenden Jahr freuen. 50 Förderanträge hat die Jury in ihrer siebenstündigen Marathon-Sitzung und nach engagierten Diskussionen positiv beschieden. Nun müssen noch der dreiköpfige Vereinsvorstand und das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat als wesentlicher Geldgeber ihre Zustimmung geben, bevor die Antragsteller in die Feinplanung einsteigen können.
Für die aktuell laufende zweite und letzte Bewerbungsphase wünschen sich die sieben Jurorinnen und Juroren noch mehr zeitgemäße Anträge, die die Vielfalt des jüdischen Lebens widerspiegeln. Bei den abgelehnten Projekten vermissten die zwei Männer und fünf Frauen aus Frankfurt, Berlin und dem Rheinland vor allem „den jüdischen Input“ oder den „innovativen Ansatz“. Vorstandsmitglied Ruth Schulhof-Walter, die die Sitzung begleitete, lobte „die lebendige und offene Diskussion“. Für die zweite Förder-Runde wird mit ca. 150 weiteren sogenannten P-2-Anträgen gerechnet.
Der Reigen der P-1-Projekte, die vom Verein konzipiert und durchgeführt werden, soll mit einem Festakt am 21.02.2021 im Beisein des angefragten Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier beginnen. Das vielseitige Programm sollen zudem sogenannte P-3-Projekte ergänzen, die unter dem gegebenen Motto auf eigenfinanzierter Basis für das kommende Jahr geplant sind.
Interessierte, die sich noch um Fördermittel für die P-2-Phase bewerben möchten, können sich bis zum 14. Juni unter WWW.2021JLID.DE/MITMACHEN registrieren und dort ihren geplanten Beitrag für das Festjahr vorstellen. Über die Vorschläge, die den Vereins-Kriterien entsprechen, wird die Jury in ihrer nächsten Sitzung im August beraten – je vielfältiger und innovativer, desto besser.