20.01.2022

27. Januar 2022 – Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust

Seit 1996 wird der 27. Januar in der Bundesrepublik als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus begangen. Darüber hinaus wurde der 27. Januar im Jahr 2005 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt. Das Datum selbst verweist auf die Befreiung der Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch sowjetische Soldaten am 27. Januar 1945. Eine Auswahl digitaler und Präsenz-Gedenkveranstaltungen findet sich hier.

#WeRemember: Weltweite Gedenk-Kampagne der UNESCO

©UNESCO

Seit 2017 ruft der Jüdische Weltkongress gemeinsam mit der UNESCO jedes Jahr zum 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, zu der weltweiten Gedenkkampagne „#WeRemember“ auf. Bei der Kampagne handelt es sich um eine digitale Erinnerungsaktion in den sozialen Medien. Menschen auf der ganzen Welt sind gebeten, sich mit einem Plakat mit der Aufschrift „We Remember“ oder „I Remember“ zu fotografieren und diese Fotos auf sozialen Plattformen wie Twitter, Instagram oder Facebook unter dem Hashtag „#WeRemember“ zu veröffentlichen. Eine weitere Möglichkeit der Beteiligung an der Aktion ist das Anstrahlen von Gebäuden mit dem Schriftzug „#WeRemember“. Die in den sozialen Medien hochgeladenen Fotos sind dann Teil einer Projektion auf dem Gelände von Auschwitz-Birkenau, die wiederum per Live-Stream über Facebook, Twitter und YouTube übertragen wird.

Ziel der Kampagne ist es, das Andenken der sechs Millionen jüdischen Opfer des Nationalsozialismus zu wahren und im Internet ein Zeichen gegen Antisemitismus und jede Form von Hass und Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Zudem soll die Kampagne zur Aufklärung über den Holocaust beitragen und davor warnen, dass auch über soziale Medien Holocaustleugnung und Verschwörungsmythen verbreitet werden. Ferner findet die Aktion vor dem Hintergrund statt, dass die Zahl der Zeitzeugen, die über den Holocaust berichten können, zunehmend schwindet.

Das Präsidium des Bundestages hat beschlossen, den Schriftzug „#WeRemember“ vom 22. bis 27. Januar 2022 von jeweils 16 Uhr bis 7 Uhr auf die westliche Seite des Reichstagsgebäudes projizieren zu lassen. Auch der Bundesrat beteiligt sich an der Gedenkkampagne, indem unter anderem das Gebäude illuminiert und mit dem Schriftzug „#WeRemember“ angestrahlt wird.

Gedenkstunde im Bundestag

Gedenkstunde im Bundestag 2021
©DTB/Marco Urban

Die Beteiligung des Bundestages an der Gedenkkampagne „#WeRemember“ stellt eine Ergänzung zu den jährlich im Bundestag stattfindenden Veranstaltungen zum 27. Januar dar. Bereits seit 1996 wird dieser Tag in der Bundesrepublik als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus begangen. Die Regierungsparteien haben in ihrem Koalitionsvertrag vom Dezember 2021 zudem vereinbart, den Gedenktag aufwerten zu wollen.

Im Mittelpunkt des Gedenkens steht die Gedenkstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Bei dieser sprechen nach einer Ansprache der Bundestagspräsidentin bzw. des Bundestagspräsidenten zumeist Überlebende der nationalsozialistischen Verbrechen. Auch der Bundespräsident hält üblicherweise einmal je Amtszeit eine Ansprache. In diesem Jahr wird die Gedenkrede von der Zeitzeugin Inge Auerbacher, die als junges Mädchen das Konzentrationslager Theresienstadt überlebte, gehalten werden. Ebenfalls wird der Präsident der Knesset, Mickey Levy, das Wort ergreifen. Anlässlich des Gedenktages findet zudem seit 1997 eine vom Bundestag organisierte mehrtägige Jugendbegegnung mit deutschen und ausländischen Jugendlichen statt.

In diesem Jahr wird die Jugendbegegnung auf Grund der Pandemie mit einer reduzierten Teilnehmeranzahl und nur mit von inländischen Gedenkstätten und Organisationen benannten Teilnehmer*innen stattfinden. Die ebenfalls jährlich stattfindende Ausstellung in den Gebäuden des Bundestages wird in diesem Jahr vor dem Hintergrund des 80. Jahrestages der Wannsee-Konferenz von der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz kuratiert.

Hier geht es zum Livestream.

Gedenkstunden in Landtagen

Zudem werden viele Landtage Gedenkstunden abhalten. Stellvertretend hierfür sei die Gedenkstunde im Landtag NRW genannt, an der u.a. die Zeitzeugin Tamar Dreifuss mitwirkt. Sie wurde 1943 aus dem Ghetto Wilna in das Durchgangslager Tauroggen gebracht und konnte dort mit ihrer Mutter fliehen.

Der Rabbiner und Kantor Aaron Malinsky von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf wird das Klagelied für die Opfer der Shoa „Kel Maley Rachamim“ vortragen. Die Veranstaltung wird musikalisch begleitet durch Christian Brandenburger (Klavier) und Vera Merziger (Violine). Die Gedenkstunde wird per Livestream auf der Internetseite des Landtags sowie bei Twitter (@landnrw und @landtag_nrw) und Facebook (@NRW) übertragen.

Darüber hinaus werden auf der LED-Wand des Landtages Namen von Holocaust-Opfern projiziert. Dafür haben der Landtag, die Stadt und die Stiftung DusIlluminated mit dem Arolsen Archiv kooperiert.

Sondersitzung des EU-Parlaments

Margot Friedländer bei einer Lesung des Tagebuchs der Anne Frank (2012)
© Scott-Hendryk Dillan

Die 100-jährige Schoa-Überlebende Margot Friedländer spricht zum Holocaust-Gedenktag vor dem Europäischen Parlament. Bei der Veranstaltung erinnern die Abgeordneten auch mit einer Schweigeminute an die Opfer des Nationalsozialismus. 

Friedländer stammt aus einer jüdischen Familie und wurde am 5. November 1921 in Berlin geboren. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Margot Friedländer überlebte das Lager Theresienstadt, wanderte nach dem Krieg in die USA aus und zog 2010 zurück in ihre Heimatstadt.

Als Zeitzeugin erzählt sie vor allem in Schulen ihre Erfahrungen. In einem Interview sagte sie, sie spreche „im Namen derer, die nicht sprechen können“, und nicht nur für die sechs Millionen Juden, sondern „im Namen aller, die ermordet wurden und die gelitten haben“.

Aktion #LichtZeigen von Yad Vashem und dem Zentralrat der Juden: Leuchtendes Signal gegen Hass und Ausgrenzung

© Nava Gilo / Yad Vashem

Mit der Aktion #LichtZeigen tragen der Freundeskreis Yad Vashem und die „Kieler Nachrichten“ das Erinnern an den Holocaust mitten in die Gesellschaft: Zum diesjährigen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar soll überall in Kiel das ikonische Foto eines Chanukka-Leuchters zu sehen sein, das dort vor 91 Jahren entstand. Fast 70 000 Exemplare dieses Fotos werden als Abziehfolie über die Gesamt-Druckauflage von „Kieler Nachrichten“ und „Segeberger Zeitung“ verteilt, die die Aktion in ein Themenpaket zu jüdischem Leben in Kiel damals und heute eingebettet haben.

Die einzigartige Aktion wurde in Kooperation mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem konzipiert. Das Ziel: Eine ganze Region bekennt sich symbolisch zum Licht und wendet sich gegen das Dunkel von Ausgrenzung, Gewalt und Vergessen.

Arthur Posner war der letzte Kieler Rabbi vor Beginn der Schoa. Seine Frau Rahel machte 1931 das berühmte Bild: der Chanukka-Leuchter auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers – im Hintergrund auf der anderen Straßenseite hängen bereits riesige Nazi-Flaggen. Als Frau Posner den Abzug bekommt, schreibt sie ein Gedicht auf die Rückseite: „Juda verrecke, die Fahne spricht. Juda lebt ewig, erwidert das Licht“.

Foto und Leuchter sind heute in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zu sehen. Nun sollen sie – auch über Kiel hinaus – zum sichtbaren Signal gegen Vergessen und Ignoranz werden.

Die digitalisierte Original-Aufnahme von Rahel Posner aus dem Jahre 1931 in ihrer Wohnung in Kiel – der entzündeter Chanukkah-Leuchter mit der Nazifahne im Hintergrund – findet sich hier.

Zeigen auch Sie Licht!

Vor Ort:
Sie wohnen nicht in Kiel, möchten aber an der Sticker-Aktion teilnehmen? Schreiben Sie uns eine E-Mail an info@yad-vashem.de

​Auf den Sozialen Kanälen:
Teilen Sie am 27. Januar ein Foto Ihres Stickers unter #LichtZeigen auf Social Media! Der Sticker ist auch als digitale Version verfügbar: https://www.yad-vashem.de/licht-zeigen

Der Verein „Erinnern für die Zukunft“ und die „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ putzen Stolpersteine

© Hans Braxmeier / Pixabay

Zum 27. Januar 2022 planen der Verein „Erinnern für die Zukunft“ und die „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ eine Aktion zur Reinigung der 121 Moerser Stolpersteine.

Mit den Stolpersteinen wird dabei an konkrete Moerser Opfer gedacht und der Öffentlichkeit vermittelt, dass es die Terrorherrschaft auch in Moers in gleicher Weise gegeben hat wie im gesamten Deutschen Reich.

Ein wesentlicher Teil der Reinigung der Stolpersteine wird von Schüler*innen Moerser Schulen übernommen.

Interessierte können sich unter folgender E-Mail-Adresse melden: efz-moers@gmx.de

Natürlich können auch in jeder anderen Stadt Stolpersteine geputzt werden. Wie das richtig gemacht wird, kann hier nachgelesen werden: http://www.stolpersteine.eu/fileadmin/pdfs/Putzanleitung_STOLPERSTEINE_2019.pdf

Schulprojekte in NRW

Auch in diesem Jahr nehmen wieder Schulen am Holocaust Gedenktag teil. Eine Liste der Schulen und Veranstalter aus NRW findet sich hier