Die Rede von Abraham Lehrer

Abraham Lehrer – Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Vorstand der Synagogen Gemeinde Köln, Gründungsmitglied des Vereins 321 – beim Festakt zum Auftakt des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ am 21. Februar 2021 in Köln

Im Jahr 321 wird dem Kölner Stadtrat ein Dekret des Kaisers Konstantin zugestellt, welches den Juden ermöglicht an der Curia, der stimmberechtigten Bürgerschaft, teilzunehmen. Ja, sie sogar dazu verpflichtet. Diese Urkunde mit dem Charakter eines Gesetzes ist der erste sichere Beleg für die Existenz von Juden und jüdischem Leben in Köln und der Region, die wir heute Westeuropa nennen. Die kleine unbedeutende Episode aus der Herrschaft eines römischen Kaisers stellt für die jüdische Gemeinschaft einen Eckpfeiler ihrer Geschichte in der Diaspora dar. In unserem aktuellen Jahr 2021 feiert das Edikt sein 1.700 Jubiläum. Ich stehe hier in der Kölner Synagoge, um uns allen diese Zeit bewusst zu machen, ihrer zu gedenken, sie aber auch zu feiern. 

Auf Grund von Corona hat diese Feier keine anwesenden Gäste. Ich freue mich daher außerordentlich über den Wunsch des Herrn Bundespräsidenten Steinmeier seine Festrede an dieser Stelle zu halten und möchte ihm und Frau Büdenbender dafür meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. 

Auch die Worte des Herrn Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland Schuster, werden an dieser Stelle gesprochen. Er vertritt bereits seit Jahren jüdische Menschen in Würzburg, Bayern und in Deutschland und wird von Christen, Muslimen, Atheisten und Juden gleichermaßen geschätzt. 

Den Ministerpräsidenten von NRW, Armin Laschet, und die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, Henriette Reker, werden wir ebenfalls in dieser Sendung hören. Beide sind treue Begleiter der Synagogen-Gemeinde Köln.

Liebe Zuschauer an den Bildschirmen, über Ihre Teilnahme freue ich mich besonders. Mit Ihrem Einschalten bekräftigen Sie Ihr Interesse am jüdischen Leben in unserem Land. Für die jüdische Gemeinschaft ist dies eine wichtige Solidaritätsbezeugung. 

Die Auseinandersetzung mit der überlieferten Gedenkkultur und ihr Vorbereiten auf die komme den Generationen ist ein Thema unseres Festjahres. Für die Zukunft moderne Formen des Gedenkens zu finden, wäre wunderbar. Den positiven Einfluss offenzulegen, den jüdische Menschen auf die Entwicklung unserer Region und unseres Landes durch die Jahrhunderte in Kultur, Wissenschaft und Politik gehabt haben und bis heute noch haben, gehört aber auch dazu – im Sinne des in der Vergangenheit öfters beschworenen christlich-jüdischen Fundaments. Verschwörungstheorien und Wahnvorstellungen von der jüdischen Weltherrschaft möchten wir damit entlarven. Bundesweit werden an die 1.000 Veranstaltungen dazu beitragen, das bunte und florierende jüdische Leben heute darzustellen. Ich kann Ihnen daheim an den Bildschirmen nur einen Besuch der zahlreichen Angebote ans Herz legen und heiße Sie nochmals herzlich willkommen!